Ja klar habe ich Selbstzweifel!
Anfang Januar, als ich wir uns dazu entschlossen haben, Deutschland zu verlassen, war unser Vorhaben reine Theorie. Alle unsere Pläne und To-Do-Listen entstanden in unseren Köpfen. Als wir die ersten Kündigungen einreichten, hätte es noch ein Zurück geben können. Und auch als die ersten Möbel aus unserem gemieteten Haus verschwanden oder wir die ersten Altkleider-Säcke wegbrachten, hätten wir alles wieder rückgängig machen können. Denn ehrlich gesagt, war diese Entrümpelung schon längst überfällig und hat uns im Grunde nichts ausgemacht. Das wirklich wichtige war ja immer noch da – Geschirr, Lieblingsklamotten, Betten, … Erst als unser Kleiderschrank abgeholt wurde, erst ab diesem Zeitpunkt fing etwas an, sich in meinem Kopf zu verändern. Erst da fing es an, dass mir das Ausmaß unseres Entschlusses so langsam bewusst wurde.
So nach und nach stehen jetzt immer mehr Dinge vor ihrer Entscheidung „weg, mitnehmen oder einlagern?“. Und während ich die einzelnen Sachen zu Ihrer vorgesehenen Endstation (Kiste oder Tonne) befördere, denke ich „Ist das alles so richtig, was wir machen?“ Wenn ich dann ins Grübeln komme und weiterdenke, frage ich mich auch „Ist der Preis, den du jetzt für deine Selbstverwirklichung zahlst, nicht am Ende zu hoch?“, „Ist es das am Ende wert?“ und warum kannst du nicht wie andere sein, die ihr Leben lang oder zumindest viele Jahre am selben Ort wohnen, die gleiche Arbeit ausüben und rund um zufrieden sind, mit dem was sie haben und mit der Art und Weise wie es läuft.
Was mache ich jetzt mit meinen Selbstzweifeln?
Carrie Bradshaw hat einmal in einer Folge von „Sex and the City“ gesagt: „Wenn ich Geister sehe, akzeptiere ich sie, dann verschwinden sie und ich kann weiter machen wie gewohnt.“ Also wenn die Selbstzweifel meine Geister sind, kann ich es vielleicht genauso handhaben.
Die Selbstzweifel sind da, ich akzeptiere sie und warte bis sie verschwinden. Danach mache ich weiter.
Und ja, ich mache einfach weiter, denn ich weiß ja was dahintersteckt und wofür ich bzw. wir es machen, auch wenn ich mir manchmal unsere gesamten Gründe nochmal ins Gedächtnis rufen muss. Und ich hoffe einfach darauf, dass diese Reise ein weiterer Punkt in meinem Leben wird, von dem ich sage: „Wenn ich nochmal die Wahl hätte, ich würde es wieder genauso tun!“.