Nach 1800 km (inkl. 66 Tunnel) und über 23 Stunden Fahrtzeit sind wir alle vier wohlbehalten (plus montenegrinischer Katze) in der Altmark angekommen.
Auf der langen Fahrt, die durch Kroatien, Slowenien und Österreich ging, hatte ich viel Zeit um darüber nachzudenken, was mir unser „Auswandern“ und die 4,5 Monate in einem mir völlig fremden Land gebracht haben.
Wenn ich die Jeannette vom Januar 2022 und die Jeannette von heute betrachte, fühle ich mich als hätte ich eine Art Katharsis durchlebt. Das Wort Katharsis steht im weitläufigen Sinne für Reinigung und Befreiung – und genauso fühle ich mich auch irgendwie – gereinigt und befreit.
Angefangen hat alles mit unserer materiellen Befreiung: Wir haben uns so vielen Sachen entledigt – Sachen, die wir im Überfluss hatten, die nicht notwendig waren und keinen Nutzen hatten. Dann folgte schrittweise eine zwischenmenschliche Befreiung: Mit wurde bewusst, was mir an einer Freundschaft wirklich wichtig ist. Ich erkannte auch, dass es ok für mich ist, wenn ich nur wenige, sehr gute Freunde habe und dass manche Freundschaften nur zu einem bestimmten Lebensabschnitt passen. Am Ende kam die emotionale Befreiung: Ich bin gelassener geworden und weniger wertend. Ich konnte vieles, was passiert ist, aus anderen Blickwinkeln und mit veränderter Einstellung betrachten.
Diese verschiedenen Arten der Befreiung haben mir so gutgetan, dass ich mich fast wie neu geboren fühle – gestärkt, klarer, weiser und mehr geerdet. Als netter Nebeneffekt hat es mich dorthin gebracht, wo ich schon viele Jahre hinwollte – zurück in die Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Das hätte die Jeannette von letztem Jahr nie geschafft, denn ohne unser Auswandern hätte ich keinen Blog geschrieben und ohne Blog würde ich jetzt nicht so weit sein, dass mir meine Kreativität und mein Schreiben Geld einbringt und ich von überall auf der Welt arbeiten kann.
Für mich überwiegen ganz klar die Vorteile. Und wenn mich jemand fragt, ich würde es jederzeit wieder tun. Klar, am Anfang war es schwer und ich hatte mit etlichen Tiefs zu kämpfen – wie meine Beiträge eindrücklich zeigen – aber alles in allem bereue ich nichts, absolut gar nichts. Ganz im Gegenteil, ich würde es sogar jedem empfehlen…
2 Antworten auf „Phönix“
Hallo Jeannette,
da ist man mal kurzzeitig im Arbeitsstress und dann lese ich das alles vorbei ist. Es ist doch auch gut zu wissen das man auch immer zurück kommen kann. Die Erlebnisse und die Erfahrung kann euch keiner nehmen. Altmark klingt jetzt nicht so spannend 😉 aber ich wünsche euch dort einen guten Neuanfang.
Wir haben jetzt erstmal Urlaub und schauen uns mal auf Sardinien um.Bisher hab ich nur gutes gehört…… ich bin gespannt.
Lass es dir gut gehen.
Grüsse
Christian
Hallo Christian,
ja, die Altmark ist zwar idyllisch aber alles andere als spannend. Unsere Eltern leben aber dort und das ist das Wichtigste. Die Kinder sollen erst mal in Ruhe ihre Schule machen ohne weitere Umzüge. Und wenn mich das Fernweh wieder packen sollte, muss ich mir etwas anderes als Auswandern überlegen 😉 Du hast aber recht…die Erlebnisse und Erfahrungen der letzten Monate kann uns keiner nehmen und wir bereuen nichts.
Ich wünsche Euch einen erholsamen und abwechslungsreichen Urlaub auf Sardinien. Ich hoffe, du erzählst mir später davon 😉
Genieß die Sonne!
Liebe Grüße
Jeannette