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Boot your mindset!

So langsam grooven wir uns ein – fügen uns immer mehr in unsere Umwelt ein und gestalten unser Miteinander immer besser. Unser Alltag ist geregelt, geplant und vorhersehbar (mehr oder weniger). Doch entgegen meinen Befürchtungen find ich das komischerweise gar nicht schlimm. Es ist alles gut so wie es ist und es ist schön so wie es ist.

Ich weiß nicht, ob ich mich vielleicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich jetzt behaupte, ich bin glücklich. Doch wenn mein derzeitiger Zustand der Definition von Glück nicht entspricht, dann kommt er ihr zumindest sehr nah. Es gibt Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass mir die Euphorie intravenös injiziert wurde. In diesen, mittlerweile öfter erlebten, Momenten geht’s mir so gut – ich bin wach, aktiv, motiviert und präsent – dass ich über diese überraschende Euphorie nur staunen kann. Ich war es gewohnt, morgens aufzustehen und schlechte Laune zu haben, den ganzen Tag müde und antriebslos zu sein – das war irgendwie ein Dauerzustand, der mal besser und mal schlechter war. Es lag permanent ein Grauschleier über mir, meiner Laune und meinen Gedanken. Dieser Grauschleier ist jetzt weg. Ich bin aufgewacht, nehme meine Umwelt wieder so wahr wie sie wirklich ist – sachlich, neutral und nicht genervt, emotional. Ich habe das Gefühl, nicht mehr fremdbestimmt, sondern wieder Herr über mich selbst zu sein. Ich habe das Gefühl, mein Mindset wurde gebootet – ein Neustart, alles auf Anfang, alles beginnt von vorn, alles beginnt von 0.

Ich habe mich verwandelt – vom Schwarzmaler zum Buntzeichner. Es stören mich trotzdem noch einige Sachen, aber ich ärgere mich nicht mehr darüber. Und nicht, weil ich mich zwinge, ruhig zu bleiben, sondern weil ich innerlich ruhiger bin. Ich stehe über den Dingen, entscheide sachlich, lass mich nicht stressen und reagiere nicht unüberlegt, vor allem nicht über. Dinge, die ich ändern kann, versuche ich zu ändern, mit den anderen handele ich einen Friedensvertrag aus.

Im Moment ist alles super so wie es ist!

Ich bin mir bewusst, dass das Gerüst dieses, meines jetzigen Zustandes aus Glasknochen besteht. Es kann beim kleinsten Angriff ins Wanken kommen und zerbrechen. Dennoch ziehe ich meine Samthandschuhe an und packe es damit in Watte und hoffe, dass ich es somit so lange wie möglich am Leben erhalten kann.

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Schlechtes Timing

Irgendwie habe ich das Gefühl, auf Familie Krebs liegt ein Fluch. Der Fluch des Schlechten Timings.

Für die Vorhaben, die wir in Angriff genommen haben, haben wir uns rückblickend und aus 1 bestimmten Blickwinkel betrachtet, immer einen äußerst ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht.

Als Beispiel unsere Umzüge – und es waren ja nun relativ viele – von Berlin nach Brandenburg, weiter nach Mecklenburg-Vorpommern bis hin nach Schleswig-Holstein. Nach dem jeweiligen Umzug ins neue Bundesland wurde kurze Zeit später die Kita-Gebühr im zurückliegenden Bundesland entweder gesenkt oder wie im Fall von Meck-Pom ganz abgeschafft. Im Herzogtum Lauenburg, nur ein paar Kilometer von der Landesgrenze entfernt, waren die Kita-Gebühren noch da und sie waren nicht gerade niedrig.

Naja, Pech gehabt und dumm gelaufen würde ich sagen, aber noch lange kein Grund, an einen Fluch zu denken, oder?!

Doch der nächste Beweis folgt: Unsere Auswanderung. Ende März sind wir ausgewandert und ca. 2 Wochen vorher wurden die Corona-Regeln bundesweit deutlich gelockert. Monatelang habe ich mich durch diese Pflichttestungen gequält und als sie nicht mehr gefordert waren, brauchte ich auch nicht mehr zur Arbeit gehen. Corona-technisch waren es ruhige Monate in Deutschland und auch wettertechnisch gab es dieses Jahr keinen Grund zur Beschwerde – und wir waren in Montenegro. Und pünktlich zu der Zeit, zu der die deutschen Einwohner richtig zur Kasse gebeten werden, kommen wir zurück. Mittlerweile ist die Summe unserer Nebenkosten höher als die der Kaltmiete und da sind wir sicher nicht die Einzigen. Also wenn das kein schlechtes Timing ist, dann weiß ich auch nicht.

Ich möchte es einmal erleben, dass wir uns für ein großes Vorhaben entscheiden und hinterher sagen: „Gut, dass wir es jetzt gemacht haben und nicht noch länger gewartet haben!“ Bisher fallen mir dafür nur kleinere Vorhaben ein – zum Beispiel unsere Hochzeit im Mai 2013. Den Heiratsantrag bekam ich Ende Dezember 2012 und innerhalb von 4 Monaten hatten wir die Hochzeitsfeier auf die Beine gestellt. Es war eine tolle Fete und ich würde es immer wieder genauso machen. „Feste soll man feiern wie sie fallen!“ Da ist was absolut Wahres dran und ich werde den Spruch auch in Zukunft beherzigen.

Ich gebe die Hoffnung aber trotzdem nicht auf, dass der Tag kommt, an dem ich sagen kann: „Man, wir hatten solches Glück! Wir waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“ Dann wird wohl auch unser Fluch des Schlechten Timings gebrochen sein.

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Tausche Urlaub gegen Alltag

Es ist schon erstaunlich wie schnell wir uns dem neuen täglichen Leben angepasst haben. Noch vor 1 Monat wussten wir morgens nicht, was der Tag für uns bringt und haben das Meiste spontan entschieden. Wir lebten so in den Tag hinein, offen für alles, was er uns bringen mochte – alles konnte, nichts musste. Es fühlte sich immer noch wie Urlaub an.

Hier angekommen hat es nicht lange gedauert, bis ich unseren gemeinsamen Kalender wieder aktiviert habe damit ich unsere Termine und Vorhaben erstens nicht vergesse und zweitens diese nicht miteinander kollidieren können. Und was muss ich feststellen? Unser Kalender ist mittlerweile schon gut gefüllt. Für mich ist das (bis jetzt noch) nicht schlimm, weil wir uns bewusst für diese Treffen entschieden haben und sie uns nicht automatisch aufgedrängt wurden. Nein, ich freue mich sogar über diese Unternehmungen, denn sie lockern nicht nur unseren Alltag auf, sondern zeigen mir auch, dass wir bei unseren Freunden und in unserer Familie präsenter und wieder Teil ihres Alltags werden.

Diesbezüglich ist wohl eine Umstellung bei uns allen notwendig. Wir, die jetzt nach 20 Jahren wieder in die alte Heimat zurückgekehrt sind, können nicht erwarten, dass sich plötzlich alles um uns dreht und unsere Lieblingsmenschen sich jeden Tag mit uns verabreden wollen. Die Anderen wiederum müssen das erst verinnerlichen, dass wir keine Gäste mehr sind, dass wir nicht nur am Wochenende hier sind, dass wir nicht nur für eine bestimmte, kurze Zeitspanne anwesend sein können. Ich hoffe, es wird ihnen nach und nach bewusst, dass ein Treffen mit uns wieder eine Option ist, vielleicht sogar eine spontane, weil wir jetzt wieder vor Ort sind und keine 180 km oder schlimmstenfalls sogar 1800 km zwischen uns liegen.

Ich wünsche mir, dass die Menschen um uns herum sich öffnen und einen Platz frei machen, damit wir uns langsam in deren Leben schleichen können und irgendwann ein so fester Teil werden, dass sich keiner von uns mehr vorstellen kann, dass wir jemals weggewesen waren.