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Vom Zögern zum JA-Sagen

So nach und nach werde ich mir über eine Eigenschaft bewusst, die ich mir durch unsere Auswanderung irgendwie angeeignet habe…ich bin zum JA-Sager geworden!

Mir fällt dabei automatisch der Film mit dem gleichnamigen Titel ein, dessen Hauptrolle der Schauspieler Jim Carrey spielt. Im Grunde genommen geht es darum, dass ein unglücklicher, kontaktscheuer Mann auf Rat eines Freundes ein Motivationsseminar besucht und seitdem zu allem JA sagt. Entgegen allen Befürchtungen widerfahren ihm nur positive Dinge und sein Leben ändert sich grundlegend. Dieser Film beruht auf dem autobiografischen Buch von Danny Wallace „Yes Man“, in dem der Autor beschreibt, was alles Unglaubliches passieren kann, wenn man sich entscheidet, JA zu sagen.  

Und JA, das mache ich jetzt auch. Ich finde, mein Leben ist zu kurz, um ständig zu zögern, mir Chancen entgehen zu lassen und Gelegenheiten ungenutzt zu lassen.

Gestern z. B. war ich mit meiner besten Freundin auf einer Messe in Hannover und habe zum ersten Mal in meinem Leben getrocknete Grillen, Mehlwürmer und eine getrocknete Heuschrecke gegessen. Ich hatte vor Jahren mal einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen und hatte mich damals schon gefragt, ob das wirklich so schmeckt wie die Koster es beschrieben haben – ich war einfach neugierig auf den Geschmack. Und was soll ich sagen: es hat wirklich nicht schlecht geschmeckt. Die Heuschrecke war ein bisschen muffig, aber die Mehlwürmer und die Grillen waren richtig knusprig. Sie hatten keinen wirklichen Eigengeschmack und man hätte sie leicht auch mit anderen knusprigen Sachen verwechseln können. Das war eine aufregende Sache für mich, von der ich sogar meinen Enkeln noch erzählen kann.

Eine zweite Sache ist die, dass ich mich derzeit sehr für den Ambulanten Hospizdienst interessiere. Ich möchte gern den Ausbildungskurs für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen belegen, mit dem ich später dann z. B. eine Sterbebegleitung übernehmen kann. Dafür habe ich mich schon vor etlichen Jahren interessiert, bin diesem Interesse aber nie weiter nachgegangen, weil ich mir unsicher war, weil ich gezweifelt habe und Angst hatte, dass mich diese ehrenamtliche Arbeit an meine emotionalen Grenzen bringt. Die Zweifel sind immer noch da, aber im Gegensatz zu damals sind sie mir heute egal. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen toten Menschen gesehen und ich habe Angst davor, aber warum sollte ich dieser Angst so viel Macht über mich geben, dass sie mich daran hindert, anderen Menschen zu helfen. Und wenn es mich an meine emotionalen Grenzen bringt – na und! Ich kann jederzeit aufhören, keiner zwingt mich, bis ans Ende zu gehen. Aber vielleicht bringt mir der Kurs viel mehr als ich mir jetzt vorstellen kann. Wenn ich es nicht ausprobiere, werde ich es nicht herausfinden.

Ich werde ein JA-Sager sein!

Ich pfeif auf die Ängste, Zweifel und möglichen Konsequenzen. Ich pfeif auf die „Ja, aber wenn…“, die möglichen „Vielleichts“ oder die „wahrscheinlich wird dann“. Nein! Ich überlege mir, was die schlimmste Konsequenz wäre und wenn diese für mich akzeptabel ist, dann ist es ok. Natürlich differenziere ich. Damals wie heute würde ich nicht ohne Sicherung eine Brücke runterspringen – das ist lebensgefährlich und dumm – aber zu einem Bungee-Sprung würde ich heute nicht mehr nein sagen, wie ich es sonst die letzten Jahre getan hätte.

JA zum Auswandern gesagt zu haben, hat mir gezeigt, dass Entscheidungen Verluste nach sich ziehen, die manchmal auch sehr schmerzhaft sein können, aber sie enthalten auch immer Gewinne – wertvolle Gewinne, über die ich jeden Tag dankbar bin. Aus beiden Arten von Konsequenzen bin ich gestärkt hervorgegangen und das ist doch das, was letztendlich zählt.  

Eine Antwort auf „Vom Zögern zum JA-Sagen“

Hallo Jeanette,
wie ich lese bist du auf den Geschmack gekommen neue Sachen zu testen und auszuprobieren.
Das mit den Insekten hab ich auch vor langer Zeit mal probiert……muss man meiner Meinung nach nicht wiederholen. Gibt interessantere Lebensmittel. 😉
Das mit der Sterbehilfe stelle ich mir persönlich schwierig vor.
Meine Freundin arbeitet in der Pflegehilfe. Da wird sie ja nicht nur mit diversen Krankheiten konfrontiert sondern auch mit dem Tod der Leute. Ich weis nicht ob sie damit gut klar kommt. Manchmal nimmt sie das doch sehr mit, gerade bei Leuten die sie länger begleitet.
Anderer Seite ist es für die Leute bestimmt wichtig nicht alleine zu sein und ihnen das Leben zu vereinfachen. Ich habe grossen Respekt vor den Leuten die solche Arbeit machen, da diese schwer sind und dazu schlecht bezahlt und wenig Anerkunng finden.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen nächsten Schritten.

Grüsse aus der verregneten Schweiz.
Christian

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