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Sehnsucht

„Die Sehnsucht ist mein Steuermann“

„Endstation Sehnsucht“

„Wo die Sehnsucht schimmert“

Alles handelt vom gleichen Thema. Der Markt ist voll von Liedern, Filmen und Büchern, in denen sich jemand nach etwas oder jemand anderen sehnt.

Momentan erwischt mich auch ab und zu mal eine Sehnsucht. Dabei ist es jedoch nicht der Wunsch, etwas zu besitzen, was ich nicht habe – so wie früher – sondern es ist eher so eine Art Vermissen.

Früher sehnte ich mich nach Dingen, die andere bereits hatten. Ich wollte ein großes Haus, ein dickes Gehalt und einen vollen Kleiderschrank. Heute nicht mehr. Will ich nicht, brauch’ ich nicht, ist mir egal – andere Dinge, nicht-materielle Dinge sind mir heute viel wichtiger.   

Nein. Dieses Mal ist es wirklich eine Sehnsucht. Manchmal ist sie so stark, dass es weh tut.

Ich sehne mich nach meinem alten Beruf zurück. Danach, wieder als Chemieingenieurin im Labor zu stehen, mit Chemikalien zu hantieren, Analysengeräte aus dem Effeff bedienen zu können und über chemische Formeln zu grübeln. Das habe ich 15 Jahre lang gemacht und diese Arbeit hat mir (fast) immer Spaß gemacht, da war ich gut drin. 15 Jahre war das Labor mein zweites Zuhause, da fühlte ich mich sicher.

Oktober 2017: Beginn meiner neuen Arbeitsstelle in Lübeck. Damals war es mein absoluter Traumjob. Die Arbeit war anspruchsvoll, abwechslungsreich und ich hatte einen tollen Chef und super nette Kollegen. Wir waren wie eine kleine Familie. Und was haben wir zusammen gelacht während der Arbeit! Noch nie hatte ich so viel Spaß beim Arbeiten. Alles stimmte, alles war perfekt … zumindest für 2,5 Jahre.

Aber Perfektion ist trügerisch! Natürlich war es nicht perfekt. Natürlich gab es auch unschöne Zeiten, aber die vergisst man ganz schnell, wenn man in Erinnerungen schwelgt – so wie ich jetzt auch. Es gab Gründe, warum ich mich seit 2021 dort nicht mehr wohlgefühlt habe und warum mir dann das Auswandern 2022 so leichtfiel.

Dennoch sehne ich mich manchmal danach – nach der „guten alten Zeit“, nach dem Lachen mit Kollegen, nach der Sicherheit in meinem Job, nach der Gewissheit gut zu sein, indem, was ich tue. Gleichzeitig packt mich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich endlich wieder zu Hause bin und trotzdem eine Sehnsucht spüre.

Spüren wir aber nicht alle dann und wann eine Sehnsucht in uns? Der eine möchte eine neue Herausforderung im Job, der andere möchte endlich wieder als Frau wahrgenommen werden und manche sehnen sich einfach nur nach Ruhe, Aufmerksamkeit oder Liebe.

Meine Sehnsucht behalte ich für mich und versuche, sie mit Argumenten auszubremsen. Denn ihr nachzugehen würde bedeuten, dass ich eine Menge Vorteile verliere, die ich im Moment so schätze. Also erzähle ich sie, wenn überhaupt, dem Papier, denn Papier ist ja bekanntermaßen geduldig. Und ich rufe mir in Erinnerung, dass alles seine Zeit hat, alles im Fluss und nichts für immer ist. Wer weiß, was alles noch kommt …