Ab dem Zeitpunkt als unsere Tochter Annabelle geboren wurde, wurde das Wort „Langeweile“ automatisch und ohne jegliches Zutun aus meinem persönlichen Wortschatz gestrichen, ganz einfach so, von einer Minute auf die nächste. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte Mal Langeweile hatte. Ich meine nicht diese Art von überschüssiger Zeit, die beim Warten entsteht oder die Zeitspanne zwischen zwei Aktivitäten, wenn die eine Sache noch nicht fertig ist und die andere noch nicht begonnen werden kann. Nein, ich meine wirklich und wahrhaftig bewusst erlebte Langeweile.
Denn wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lasse, erinnere ich mich an keinen Tag, der nicht durchgetaktet war. Wir hatten unsere To-Do´s, die abgehakt werden mussten und unsere routinierten Abläufe, die uns dabei halfen. Freie Zeit gab es kaum und wenn, dann habe ich versucht, auch diese vollständig auszufüllen, damit ich sie ja nicht ungenutzt lasse oder gar verschwende. Im Grunde genommen lag meine tägliche Hauptaufgabe darin, zu planen, zu organisieren und mein Zeitmanagement zu optimieren unter zu Hilfenahme vorhandener Ressourcen und Werkzeuge. Wichtig dabei war, für alle Vorhaben möglichst einen Plan B in der Tasche zu haben falls Plan A scheiterte. Warten war für mich die Hölle, denn Zeit war für mich das höchste Gut und durch nichts zu ersetzen oder wieder gut zu machen. Kein Wunder also, dass ich den Tag als solches nie wirklich bewusst erlebt habe, vom Genießen war ich Lichtjahre entfernt. Ich empfand den Alltag oft nur noch als anstrengend. Dass ich mich bildlich gesehen in einem Hamsterrad befand und mir dieses alles andere als guttat, habe ich in den letzten beiden Jahren erst so richtig wahrgenommen. Klar habe ich an der einen oder anderen Stellschraube gedreht, um das Rad für mich angenehmer oder langsamer zu machen, aber ich war trotzdem immer noch Teil dieses und alles andere als glücklich.
Nun bin ich seit über vier Wochen in Montenegro und es ist erstaunlich, dass ich mit dem Wegzug aus Deutschland zwar aus dem Alltagskarussell aussteigen konnte, aber trotzdem das Hamsterrad in meinem Kopf bis jetzt immer noch nicht losgeworden bin. Ich befinde mich immer noch in dem Modus, meine vorhandene Zeit optimal ausnutzen zu wollen und meinen Tag von der Uhr bestimmen zu lassen. Es erschreckt mich, dass ich mich nicht einfach mal hinsetzen kann um die Aussicht zu genießen oder einen Moment bewusst zu erleben. Und ich fühle ich unwohl, wenn Langeweile aufkommt, weil ich mit ihr nicht umgehen kann. Ich merke, dass viele Jahre im Hamsterrad nicht in wenigen Wochen abzuschütteln sind und muss mir wohl eingestehen, dass ich diesbezüglich geduldiger mit mir sein muss und mir bis zum endgültigen Ausstieg aus dem Hamsterrad wohl leider nur das Abwarten bleibt.
2 Antworten auf „Das Hamsterrad in meinem Kopf“
Hallo Frau Krebs,
….alles neue macht der Mai…..
ist es nicht schön endlich mal Zeit für sich zu haben und entspannen zu können? Man merkt bald, dass vieles unwichtig ist obwohl man vielleicht jahrelang diesen Dingen hinterher gerannt ist. Man gewöhnt sich bald an ein ruhigeres leben als in Deutschland.
Die „gewonnene“ Zeit muss natürlich auch wieder ausgenutzt werden. Da wird sich doch etwas in Montenegro finden?
….letzte Woche ist der Analysenbericht eingetroffen. Alles gut geklappt…… -> Sie brauchen nicht mit Lübeck telefonieren 😉
Viele Grüsse aus der Schweiz und weiterhin viel Spass und Erfolg.
Guten Morgen Herr Kühn,
ja, da haben Sie recht. Es ist schön, sich einfach hinsetzen zu können und ein Buch zu lesen. Mal sehen, was mir noch so einfällt. Erstmal genieße ich die freie Zeit und wenn ich davon genug habe, suche ich mir eine neue Aufgabe 😉
Ich freue mich, dass es mit dem Analysenservice weiterhin gut klappt 🙂
Viele Grüße aus dem sonnigen Montenegro!