Den Grundlagenkurs für Lehrkräfte im Seiteneinstieg habe ich erfolgreich abgeschlossen und schon ersten eigenen Unterricht gegeben. Die letzten Wochen waren turbulent und bis zur letzten Minute gefüllt, deswegen ist mein letzter Beitrag auch schon über einen Monat her.
Gestartet habe ich den Kurs mit Euphorie, Optimismus und 100%iger Zuversicht – geblieben ist mir davon nicht mehr viel. Stattdessen bin ich in der Realität angekommen. Ich werde mir von Tag zu Tag der Tragweite meiner Entscheidung immer mehr bewusst, habe bereits einen kleinen Einblick in die Größe meiner übernommenen Verantwortung bekommen und wurde völlig überrumpelt von der Masse an Zeit, die ich in meine Unterrichtsvorbereitung für die nächsten Wochen und Monaten investieren muss.
Mein neuer Alltag fühlt sich an wie ein Gummiband, an dem von allen Seiten gezogen wird, weil jeder für sich das größte Stück abbekommen will. Schule, Familie, Hobbys und Nebenjob fordern ihre Zeit und ich frage mich, wie 24 Stunden jemals dafür reichen sollen?!
Was mir aber wirklich Angst macht, ist die Tatsache, dass ich erst eine Woche als Lehrerin arbeite. Die erste Woche war eine Einsteigerwoche. Eine Woche, in der ich noch keine 15 Stunden allein unterrichtet habe, so wie es vertraglich vereinbart wurde und so wie es nach den Pfingstferien weitergehen soll.
Wie soll ich jemals den Ansprüchen, die an mich gestellt werden, gerecht werden? Und das auch noch über einen geschätzten Zeitraum von einem Jahr?
Ich bin ratlos.
Lehrerin sein und Unterricht geben ist eine Mammutaufgabe, auch wenn es von außen betrachtet für niemanden so scheint. Dabei ist das „vor der Klasse stehen“ und „dabei authentisch sein“ mittlerweile die kleinste Hürde für mich.
Es macht mir Spaß, wieder unter/mit Menschen zu arbeiten und es macht mir Spaß, wieder bei den Grundlagen der Chemie angekommen zu sein, aber der Preis ist hoch und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob ich stark genug dafür bin, diesen Alltag über einen längeren Zeitraum durchzustehen.
Meine jetzige Strategie: Ich warte erstmal das Ende des Schuljahres ab. Bis dahin werde ich mein Bestes geben und mit einem guten Zeitmanagement versuchen, alle Parteien zufrieden zu stellen, nicht zu 100% aber so viel wie möglich. Dann wäge ich neu ab. Dann entscheide ich, wie es weiter gehen soll.
Ruhe bewahren. Immer ein Schritt nach dem anderen gehen. Und dann situationsabhängig die Entscheidung treffen, die sich für mich und für den Moment richtig anfühlt. Das ist mein Plan.
2 Antworten auf „Auf wackligen Beinen“
Hallo Jeannette,
ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen für deine neue Aufgabe.
Oh da fällt mir ein das Chemie so garnicht mein Ding war.
Auch ich durfte viele Junge Lehrerinnen dabei beobachten, wie sie voller Elan versucht haben die Chemie anderen beizubringen. Leider merkte man schon nach kurzer Zeit wie dieser erlosch, aus welchen Gründen auch immer. Danach war es nur noch irgendwelche Formel für was auch immer zu“ basteln“. 😉
Ich hoffe du lässt dich nicht unterkriegen und kannst die Chemie mit Freude erklären.
lass es dir gut gehen.
Grüsse aus der Schweiz
Christian
Hallo Christian,
du weißt gar nicht, wie oft ich das schön gehört habe…“Chemie war ja gar nicht mein Fach.“…🙂 Ich hoffe, dass ich nicht so schnell den Elan verliere wie Deine Lehrerinnen, ich geb mir auf jeden Fall Mühe 😉
Jetzt sind es noch 7 Wochen bis zum Schuljahresende. Mal sehen, wie es mir danach geht. Das werden sicherlich harte Wochen für mich…ich bin gespannt und werde weiter über meine Fortschritte oder auch Niederlagen schreiben 😉
Liebe Grüße aus dem Harz (Kurzurlaub)
Jeannette