Das Schuljahr 2022/2023 ist vorbei und mittlerweile sind schon wieder fast drei Ferienwochen ins Land gezogen. Es waren anstrengende 2 Monate bis hierhin und ich habe das Gefühl, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so hart für mein Geld gearbeitet habe.
Ich wollte mir bis zum Schuljahresende Zeit geben, um zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Damals hatte ich gehofft, dass sich irgendeine Art von Gefühl einstellt mit dem sich leicht eine Entscheidung treffen lässt. Die gute Nachricht ist: Es hat sich ein deutliches Gefühl eingestellt. Die schlechte Nachricht dabei ist: Ich kann trotzdem keine Entscheidung treffen. Und ich will auch keine Entscheidung treffen.
Der Lehrerjob macht mir wirklich Spaß. Kein Tag ist wie der andere und diese Abwechslung ist genau das, wonach ich immer gesucht habe. Ich sitze nicht den ganzen Tag allein vor dem Computer in irgendeinem Büro, sondern bin ständig unter Menschen. Ich habe sehr nette Kollegen und Kolleginnen um mich und arbeite trotzdem für mich allein. Meine Aufgaben sind viel und vielfältig. Die Interaktion mit den Schülern und Schülerinnen fetzt und klappt immer besser, je mehr wir uns gegenseitig kennenlernen. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, dass sie die Chemie verstehen und gerade auch Mädchen aktiv mitmachen, mitdenken und wirklich gut in dem Fach sind. Das Unterrichten ist für mich eine so sinnvolle und sinnstiftende Arbeit, dass ich gern meine Zeit und Energie darin investiere.
Doch es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Denn das Texten macht mir auch Spaß, auch wenn es leider nur an zweiter Stelle kommt und ich es leider dadurch so vernachlässigen muss. Diese Arbeit empfinde ich lange nicht so erfüllend wie den Lehrerjob. Trotzdem macht es mir Spaß, Teil eines so wunderbaren Teams zu sein. Ich erlebe mit, wie neue Webseiten das Licht der Welt erblicken und ich ihnen mit meinen Texten Leben einhauchen kann. Sie werden dadurch zu meinen Babys, um die ich mich weiter kümmern und die ich sehr ungern in andere Hände legen möchte.
Im Moment ist es mir noch möglich, beide Jobs (mehr oder weniger) gut unter einen Hut zu bekommen, aber ich komme langsam an meine Grenzen. Ich merke, dass mir die Kraft ausgeht, dieses Pensum weiterhin zu schaffen. Ich befürchte, der Zeitpunkt der Entscheidung kommt immer näher. Aber ich will das nicht! Ich will mich nicht entscheiden müssen. Ich habe Angst davor und will diesen Tag so weit wie möglich von mir wegschieben. Ich will nicht eine von beiden Sachen aufgeben, auch wenn es für mich in jeglicher Hinsicht eine große Erleichterung bringen würde.
Ich hoffe – wie immer bei großen Entscheidungen, die mir bevorstehen – dass sie ein Anderer für mich übernimmt oder dass sie durch äußere Umstände von allein getroffen werden oder dass eine gute Fee kommt oder oder oder … Hauptsache, ich muss sie nicht treffen. Leider passiert das in den seltensten Fällen und bleibt deshalb oft nur Wunschdenken.
Was macht man in solchen Fällen?
Eine Pro- und Contra-Liste aufstellen? Auf sein Herz hören? Auf seinen Verstand hören oder doch aufs Bauchgefühl? Eine Umfrage starten? Darauf warten, dass das Universum mir ein Zeichen gibt? Abwarten und Tee trinken?
Wieder mal bin ich ratlos und mir bleibt nur die Hoffnung, dass sich alles fügt. Irgendwie.
2 Antworten auf „Hop oder Top“
Gruezi Jeannette,
na wie ich lese bist du auf der Suche nach einem passenden Rat.
Das mit den Entscheidungen ist wie ich heutzutage festelle eine schwierige Sache, weil keine(r) mehr die Verantwortung für die Entscheidungen übernehmen will.
Das gehört aber dazu und man muss damit umgehen können.
Bei guten Entscheidungen meint man später alles richtig gemacht zuhaben. Bei schlechten solle man rechtzeitig reagieren.
So wie ich es herauslese, macht dir das Leher sein viel Spass und du hast freude damit dein Wissen weiter zu geben. Da Leher sein wohl sehr anstrend ist wirst du dich für etwas entscheiden müssen um deine Kraft richtig einzusetzen.
Ob dir das Universum hilft? Eher nicht.
Abwarten ist nie eine gute Entscheidung.
Bauchgefühl kingt gut, kann sich aber schnell ändern.
Umfragen und komische Listen, davon halte ich mal so gar nix.
Ob der Beruf Lehrerin gut entlohnt wird (damit meine ich nicht Geld) kann ich mir nicht vorstellen. Aber er ist sehr wichtig für die Gesellschaft.
Ich bin heute genau seit 5 Jahren in der Schweiz und freue mich sehr oft darüber diese Entscheidung getroffen zu haben.
Meine Aufenthaltsgenehmigung ist für weitere 5 Jahre durch und so kann ich beruhigt in die Zukunft schauen auch wenn es etwas komplizierter mit der Arbeit ausschaut.
Nach 5 Jahren würde ich aber auch sagen, dass ich hier nicht wirklich angekommen bin mit dem schweizer Umfeld. Aber ich schaffe mir meine Welt wie sie mir gefällt.
Ich hoffe das schaffst du auch.
PS: Wirst du dann auch von deinen Kinder die Lehrerin? 😉
Sonnige Grüsse aus der Schweiz
Christian
Hallo Christian!
Ich freue mich, wieder von dir zu hören 🙂 Vielen Dank für deine Ansichten und deinen Rat! Es ist sehr schön, mein Dilemma mal von einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Ich habe die letzten Tage und Nächte viel gegrübelt, mir jedes Argument, alle Vor- und Nachteile tausendmal durch den Kopf gehen lassen. Letztendlich hat mir dann ein Telefonat die Entscheidung erleichtert. Meine Freundin fragte mich: Was hat in den nächsten 6 Monaten für dich Prio 1, 2 und 3? Und als ich ihr das beantwortet hatte, war die Entscheidung eigentlich klar. Sie meinte, dass ich die Entscheidung im Grunde meines Herzens schon wisse, sie aber nicht wahrhaben wollte. Und da wären wir wieder bei dem Verantwortung-Übernehmen. Egal, wie ich mich entscheide, 1 Tod muss ich immer sterben und ich werde immer Menschen enttäuschen, und immer die Konsequenzen übernehmen müssen.
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich den Lehrerjob an den Nagel hänge, einfach weil meine Freizeit und die Dinge, die ich damit machen kann, für mich im Moment Prio 1 haben. Lehrerin sein frisst so viel Zeit, dass ich diese gewünschte freie Zeit für die nächsten 12 Monate (mindestens) nicht hätte und das würde mir langfristig nicht gut tun. Aber mehr dann im nächsten Beitrag 😉
Ich gratuliere dir auf jeden Fall zum 5. Jahrestag deiner „Einwanderung“ und freue mich, dass du mit deiner damals getroffenen Entscheidung immer noch glücklich bist und du auch die nächsten 5 Jahre dort bleiben kannst. Was meinst du damit, dass es komplizierter mit der Arbeit aussieht?
Liebe Grüße aus der verregneten Altmark!
Jeannette
PS: eine eigen erschaffene Welt ist doch die beste, oder?!