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Der verblasste Glanz der Weihnacht

Es war einmal ein junges Mädchen. Für sie war die Weihnachtszeit die schönste Zeit des Jahres. Sie verband mit diesem Fest so viele wundervolle Kindheitserinnerungen, dass sie sich in ihrem jetzigen jugendlichen Alter immer noch das ganze Jahr über auf den Dezember freute.

Sie liebte die vielen Lichter, die im Advent extra für diesen Anlass angezündet wurden. Sie liebte das Plätzchen backen, das weihnachtliche Schmücken im Haus und auf den Straßen, die Düfte auf den Weihnachtsmärkten, die Weihnachtslieder, die überall gespielt und gesungen wurden – sie liebte einfach alles, was mit Weihnachten zu tun hatte.

Das Mädchen wurde älter, wuchs zur Frau heran und wurde Mutter – trug den Zauber der Weihnacht aber stets bei sich und gab ihn liebevoll an ihre Kinder weiter. Doch eines Tages merkte sie – eher beiläufig – dass der Glanz, den sie mit dem Weihnachtsfest verband, langsam verblasste und immer schwächer wurde.

Der Lichterschein im Advent war alltäglich geworden, für das weihnachtliche Schmücken fehlte ihr die Zeit und Plätzchen backen war zu einer lästigen Zeitverschwendung geworden, die statt Spaß nur noch Arbeit machte. Es war ihr nicht mehr möglich, die Vorweihnachtszeit zu genießen und während andere sich auf das Weihnachtsfest freuten, blieb bei ihr die Weihnachtsstimmung gänzlich aus.

Der Dezember hatte sich im Laufe der Jahre für sie vom schönsten Monat zum unbeliebtesten gewandelt. Dies wurde ihr schlagartig bewusst, als der ganze Weihnachtszirkus endlich zum Erliegen kam und das Jahr sich dem Ende neigte.

Diese plötzliche Erkenntnis machte sie unheimlich traurig und sie beschloss, etwas dagegen zu tun. Sie wollte nicht, dass das Licht der zukünftigen Weihnacht in ihr ganz erlosch. Sie begab sich deshalb auf eine Reise, in der Hoffnung, eine Möglichkeit zu finden, den Zauber der Weihnacht in ihrem Herzen wieder neu zu entfachen.

Das Mädchen ging los und traf zuerst auf die Sonne. Es erzählte ihr, was sie hierherführte und bat die Sonne um Hilfe. Doch die Sonne wusste keinen Rat und sagte nur, sie solle zu den Sternen gehen. Diese seien überall, hätten alles schon gesehen und könnten dem Mädchen sicher helfen.  

Sie ging weiter und kam zu den Sternen. Auch hier bat das Mädchen um Hilfe und fragte die Sterne, wie sie den Glanz der Weihnacht wiederbekommen könne. Trotz ihrer Weisheit konnten sie dem Mädchen aber nicht weiterhelfen und verwiesen sie an den Mond. Dieser war von allen der älteste und weiseste Himmelskörper und wisse sicher Rat.

Das Mädchen ging also weiter und gelangte nach einer erneuten langen Wanderung endlich zum Mond. Sie schilderte ihr Problem und bat ihn inständig um Hilfe. Der Mond war sehr überrascht, denn es war nicht üblich, dass ein Erdenkind zu ihm kam und Rat von ihm benötigte. Er überlegte lange, denn diese Situation war auch für ihn neu und er wollte dem Mädchen unbedingt helfen.

Dann wandte sich der Mond zu dem Mädchen, sprach zu ihr und wählte seine Worte dabei weise: „Du hast eine lange und beschwerliche Reise hinter dir. Du warst bei der Sonne, bei den Sternen und bist letztendlich zu mir gekommen. Aber warum hast du das alles auf dich genommen? Du brauchst von niemandem einen Rat. Tief in dir drin weißt du bereits die Antworten, die du suchst.“

Das Mädchen stutzte und fragte den Mond, was er damit meinte. Der Mond sprach weiter:

„Zugegeben, das Licht der Weihnacht, das in deinem Herzen leuchtet, ist vielleicht schwach, aber es ist immer noch da. Und solange es noch nicht erloschen ist, kann es wieder neu entfacht werden. Aber das kannst nur du allein, niemand sonst kann dir dabei helfen. Es liegt allein in deiner Hand, ob das noch vorhandene Licht erlischt oder wieder aufflackert. Du hast die Erinnerungen der alten Weihnacht, lerne aus der jetzigen Weihnacht und du wirst die zukünftige Weihnacht wieder zum Leuchten bringen. Vertraue mir. Aber vor allem vertraue dir und deiner innerlichen Stärke.“

Das Mädchen hatte mit dieser Erklärung des Mondes nicht gerechnet und war frustriert. Wollte sie doch eine eindeutige und einfache Lösung des Problems. Nun aber war sie so schlau wie am Anfang ihrer Reise.

Mit dem Rat des Mondes im Gepäck trat sie die Rückreise an. Dabei hatte sie viel Zeit über die Worte des Mondes nachzudenken und allmählich keimte in ihr neuer Mut und neue Hoffnung auf. Sie wolle alles daransetzen, das Licht in ihr wieder strahlen zu lassen, sodass sie für die zukünftige Weihnacht das fühlen kann, was sie früher gefühlt hat.

Als das Mädchen von ihrer langen Reise wieder zu Hause ankam, war es bereits Herbst und der Dezember stand vor der Tür. Jetzt war es an ihr, der zukünftigen Weihnacht zu neuem Glanz zu verhelfen.

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