Es ist vorbei. Ende Gelände. Aus die Maus.
Wir brechen unser Projekt „Auswandern“ vorzeitig und kurzfristig ab. Wir verlassen Montenegro und fahren in den nächsten Tagen zurück nach Deutschland.
Warum?
Einzeln betrachtet sind die Gründe dafür eher von geringer Wertigkeit aber zusammengenommen haben sie so viel Gewicht, dass sie uns dazu bringen, aus unserem Traum vorzeitig aufzuwachen.
Zum einen ist es die deutsche Bürokratie, die uns Steine in den Weg legt. Seit über 3 Monaten warte ich auf mein polizeiliches Führungszeugnis. Was ich zum Zeitpunkt der Beantragung nicht wusste, war, dass der Antrag – den ich online gestellt habe – von ausländischer Seite beglaubigt sein muss um bearbeitet werden zu können. Dass diese Beglaubigung fehlt, wurde mir nicht etwa in dem bereits gelaufenen Email-Verkehr mitgeteilt, sondern erst nach telefonischer Nachfrage vor ca. 1 Woche. Ohne beglaubigtes und apostilliertes (!!!) Führungszeugnis kann ich keine Aufenthaltserlaubnis beantragen und bekomme auch keine Arbeitserlaubnis. Und ohne die ist es mir nicht möglich, für eine deutsche Firma zu arbeiten und Steuern abführen zu können. Somit habe ich zwar einen neuen Job, bekomme aber im Moment kein Geld dafür.
Der zweite Grund ist die Motivationslosigkeit und Langeweile bei den Kindern. Diese beiden Gründe hören sich vielleicht banal an, lassen sich aber nicht ohne Weiteres lösen. In den letzten fünf Monaten war unser Zuhause eine 70qm Wohnung in einem ärmlichen Stadtteil in Kotor, der zwar den Strand fast vor der Tür hat, viel mehr aber nicht – nur Häuser, zwei vielbefahrene Straßen, kein Spielplatz, keine großen Grünflächen. Die Kinder können nicht einfach rauslaufen und andere Kinder zum Spielen treffen – von der Sprachbarriere erst mal abgesehen, die generell immer dazu kommen würde. Wir müssen also für jegliche Abwechslung das Auto nehmen und etliche Stunden investieren um uns und den Kindern in irgendeiner Hinsicht Aktivitäten zu bieten. Da Ronny und ich mittlerweile beide arbeiten, haben wir diese Zeit nicht und die Kinder müssen sich den Vormittag über selbst beschäftigen. Und da kommen sie an ihre Grenzen, denn rausgehen fällt aus und in der Wohnung steht ihnen nicht viel zu Verfügung. Somit ist ihnen oft langweilig und dadurch kommt ihnen ihr allgemeine Motivation auch immer mehr abhanden. Die Schule hier in Montenegro beginnt erst im September. Bis dahin bräuchten wir eine Kinderbetreuung, die es hier aber nicht gibt. Hinzu kommt, dass die Kinder die Sprache nicht lernen wollen, ihre Großeltern vermissen, keine Freunde zum Spielen und erzählen haben und lieber heute als morgen wieder zurück nach Deutschland wollen.
Durch diese Gründe und das zufällige Glück, dass wir bereits ein Haus zum Mieten gefunden haben, haben wir die endgültige Entscheidung getroffen, wieder zurück zu fahren und unser „neues“ Leben in der Altmark zu beginnen. Wir wohnen in der Nähe unserer Eltern – was ich mir schon viele Jahre gewünscht habe, aber durch meine bisherige Arbeit nie möglich war. Die Kinder werden ab Ende August wieder zur Schule gehen und wir geben unserem Alltag neue Strukturen.
Und wie geht´s dann weiter?
Das überlege ich mir bis zum nächsten Beitrag…