Außenstehende mögen denken: “Ihr habt Anfang des Jahres alle Zelte abgebrochen, wolltet lange wegbleiben und nun seid ihr nach 5 Monaten wieder zurück. Das hat doch alles nichts gebracht und ihr steht an dem gleichen Punkt wie vorher.“
Für Andere mag es so aussehen, für uns ist es ganz und gar nicht so. Ja, wir haben alle Zelte abgebrochen und ja, es war ein Riesenaufwand mit viel Stress und einiges an Geld, was dabei draufgegangen ist. Aber was wäre die Alternative gewesen?
Ronny und ich, wir hatten eigentlich alles…gutbezahlte Jobs, ein schönes Mietshaus mit Garten, Freunde um uns herum…aber trotzdem waren wir nicht glücklich. Wir hätten es sein sollen, waren es aber nicht…und dann stellten wir uns automatisch die Frage: Wollen wir so weitermachen wie bisher oder versuchen wir etwas anderes? Wenn wir gemäß unserer Vergangenheit etwas „normales“ Anderes gemacht hätten, wäre es so gelaufen: Ich hätte mir wieder eine andere Arbeit gesucht, wir wären umgezogen, die Kinder hätten die Schule gewechselt und Ronny hätte sich dann auch irgendeine Arbeit gesucht, die gerade gepasst hätte. Alles nach Schema F…hat uns aber wieder an diesen Punkt gebracht…also warum nicht mal was ganz Anderes ausprobieren. Gemäß einer Textzeile aus einem Song von Udo Jürgens: „Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehen“. Und das taten wir dann auch. Wir nahmen bewusst alle Nachteile in Kauf um aus unserer Komfortzone auszubrechen und uns von allen Zwängen zu befreien. Und was soll ich sagen – wir haben es bis heute nicht bereut und würden es jederzeit wieder tun.
Aber was ist denn jetzt anders?
Oh, ich finde, es ist ziemlich viel anders! Wir wohnen zwar wieder in einem Mietshaus mit Garten aber dieses Mal wohnen wir in unserer alten Heimat, ganz in der Nähe unserer Eltern.
Die alte Heimat gibt mir das Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Das hat es immer schon, selbst wenn ich in den letzten Jahren nur zu Besuch hier war. Hier kenne ich mich aus, hier wohnen noch einige Freunde und viele Bekannte, hier bin ich keine Fremde – so wie in jeder anderen Gegend, in der wir bisher neu gestartet sind.
Durch die vielen Besuche in den letzten Jahren sind auch die Kinder hier nicht mehr fremd. Sie kennen sich schon gut aus, wissen wo ihre Lieblingsbadeanstalt ist, wo es das leckerste Eis gibt und erkennen die Wohnorte ihrer Großeltern sofort wieder. Sie können mit Fahrrad zur Schule fahren und in Zukunft ihre Freunde im Ort auch allein besuchen.
Die Tatsache, dass unsere Eltern in unserer Nähe wohnen, empfinde ich als absoluten Luxus, von dem wir in den letzten Jahren nur träumen konnten und der jetzt unseren Alltag um vieles bereichert. Wir sind wieder involviert in das tägliche Leben und nehmen gegenseitig Anteilnahme daran. Wichtige Sachen müssen nicht mehr am Telefon besprochen werden und benötigte Hilfe kann schnell erfolgen. Wir müssen nicht alle Besuche oder sonstige Termine in ein Wochenende packen, sondern jeder kann den Anderen sehen, wann und wie oft er will.
Ronny und ich arbeiten täglich keine 8 Stunden mehr. Wir beide arbeiten deutlich weniger und haben einen Job, den wir von überall auf der Welt machen könnten. Nur durch diese Remote-Jobs konnten wir uns in der Altmark niederlassen. Von den Gehältern werden wir nicht reich und auch die Errungenschaft diverser Status-Symbole bleibt aus, aber das war uns noch nie wichtig. Diese Jobs und andere Gegebenheiten geben uns aber die Möglichkeit, mehr für uns selbst tun zu können, an Hobbies zu denken und trotzdem die Pflichten des Alltags zu erfüllen ohne abends völlig erledigt, auf der Couch einzuschlafen. Wir haben deutlich weniger Stress und mehr Zeit für die Kinder.
Und wer weiß…vielleicht sind wir ja jetzt endlich angekommen…das wird die Zukunft zeigen.